Web 1.0 bis 4.0: Von Websites über Semantik zur künstlichen Intelligenz

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Veröffentlicht am 08.11.2016

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Während die ganze Welt vom Internet der Dinge, Web 4.0 und anderen Buzzwords spricht, ist das Verständnis über das bestehende System immer noch gering. Was war denn eigentlich noch mal das Web 2.0 und das Web 3.0? Und was ist daraus eigentlich geworden?

Die digitale Revolution begann mit dem Web 1.0: Unternehmen und Personen stellten Homepages online und befüllten diese vor allem mit Text, aber auch mit Videos und Bildern, sofern die Internetverbindung schnell genug war. Ins tägliche Leben zog das Internet bei vielen Nutzern aber erst mit seiner sozialen Nutzung im Web 2.0 ein. Das Social Web war geboren.

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Für uns waren das vor allem Wikipedia, YouTube und Facebook. Links verbanden die verschiedenen Homepages und ihre Unterseiten. Bloß bestand weiterhin das Problem, dass diese Seiten nur direkt gefunden werden konnten. Wollte man auf Google gefunden werden, mussten im Metatext der Seite bestimmte Stichwörter auftauchen.

Web 3.0: Semantisches Web als Internet der Bedeutungen

Was soll ich aber tun, wenn ich etwas finden will, dessen Name oder Internet-Adresse ich nicht kenne? Hier kommt das Web 3.0 ins Spiel: das semantische Web. Die Idee stammt vom Schöpfer des World Wide Web, Tim Berners-Lee. Damit Computer Inhalte besser finden und verarbeiten können, müssen sie nicht nur die Eingabe verstehen, sondern diese auch in Beziehung zu anderen Bedeutungen setzen können.

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Damit das passieren kann, werden Daten sogenannte Metadaten beigefügt. Diese lassen sich dann klassifizieren oder schließen bestimmte Verknüpfungen aus: Ein Laptop ist ein Computer und synonym zu Notebook, aber weder Tower-PC noch Smartphone.

Dabei werden einem Subjekt ein Prädikat und ein Objekt zugeteilt. Das erinnert stark an Linguistik ist aber noch etwas abstrakter als unser Satzbau. Ein Paket aus diesen Daten nennt man Tripel: Richard Wagner (Subjekt) ist ein Name (Prädikat) und eine Person (Objekt). Das Objekt bestimmt das Prädikat und lässt weitere Verknüpfungen zu. Beispielsweise: Personen haben einen Geburtsort. Und schon kann das nächste Tripel abgerufen werden.

Muster erkennen: So lernen die Algorithmen

Das ist ein stark vereinfachtes Beispiel, wie die semantische Suche funktioniert. Es gibt verschiedene Datentypen und Syntaxen, die diese Art von Beziehungsgeflecht ermöglichen. Die bekanntesten und ältesten sind OWL (Ontologic Web Language) und RDF (Resource Description Framework).

Aus Metadaten und ihrer Verknüpfung können Algorithmen wie der Google-Suchalgorithmus überhaupt erst arbeiten. Viele sprechen in diesem Zusammenhang oft von intelligenten Algorithmen, weil sie lernfähig seien.

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Das ist aber ein Irrtum: Algorithmen, die bei Facebook, LinkedIn, Suchmaschinen und anderen Web-Applikationen zum Einsatz kommen, lernen nur im übertragenen Sinne. Sie sammeln Daten, erkennen Muster und ordnen ihnen Relevanz zu. Daraufhin passen sie ihre Suchergebnisse oder das Anzeigen von bestimmten Inhalten an. Sie können aber nicht wirklich eigene Schlüsse ziehen.

Web 4.0: Künstliche Intelligenz als persönlicher Diener?

Hier kommt das Buzzword Web 4.0 ins Spiel, das verschiedene Bereiche tangiert. Zum einen meint man damit künstliche Intelligenz und denkt dabei gleich an intelligente Sprachassistenten wie Siri oder Cortana: Künstliche Intelligenzen (KI), die unsere Diener sind, unser tägliches Leben begleiten und uns organisatorische Arbeit abnehmen.

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Es gibt solche intelligenten Programme tatsächlich schon und ihr Einsatz wird immer häufiger. Allerdings werden normale Nutzer im Internet dieser Tage kaum auf so eine KI treffen. Chatbots, Crawler und Suchalgorithmen basieren zwar auf sehr raffinierter Software. Sie sind von echter KI aber weit entfernt.

Was ist dann aber das Web 4.0, das in aller Munde ist?

Die Generation 4.0 wird oft auch mit dem Internet der Dinge in Zusammenhang gebracht: Kühlschränke, Jalousien, Staubsaugroboter, Licht – alles ist vernetzt und kann geplant werden oder reguliert sich clever selbst. Und sogar Kirchen erkennen den Wert der Vernetzung. Dennoch handelt es sich immer noch um die Nutzung und In-Beziehung-Setzung von Daten anhand von Metadaten.

Digitale Vernetzung: Neues Zeitalter hat begonnen

Das Web 3.0 ist also noch lange nicht überwunden, sondern seine Potentiale werden jetzt erst wirklich entfaltet. Clevere Algorithmen und die digitale Vernetzung von Alltagsgegenständen läuten keine neue Ära in der Benutzung des Internets ein, sondern vielmehr das goldene Zeitalter des Semantic Web.

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Aus Daten und Metadaten wachsen künstliche Intelligenzen heran. Bevor die aber in unser tägliches Leben einziehen, dauert es noch ein bisschen. Wenn wir dann nicht völlig überrumpelt werden wollen, sollten wir uns mit unserer digitalen Welt vertraut machen, verstehen wie Algorithmen funktionieren und dass sie keine Zauberei ist. Denn wie schon Autor und Visionär Arthur C. Clarke so treffend formulierte: „Jede hinreichend fortschrittliche Technologie ist von Magie nicht zu unterscheiden.“

UdL Digital Talk: Daten, Macht und Ethik

Ob Web 3.0 oder Semantic Web: Wo Daten generiert werden, müssen sie auch geschützt sein. Doch wo liegen die Herausforderungen, wo müssen wir den Datenschutz modernisieren? Telefónica Deutschland lädt deswegen heute zum UdL Digital Talk in das Telefónica BASECAMP ein. Zusammen mit Katrin Göring-Eckardt, Fraktionsvorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen und Prof. Dr. Christoph Igel, wird über das Thema „Daten, Macht, Ethik – welche Regeln gelten?“ diskutiert.

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