SZ-Wirtschaftsgipfel Salon: So wird Europa führend bei künstlicher Intelligenz

Foto: Henrik Andree
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Veröffentlicht am 16.10.2018

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Europa hat die besten Chancen, global eine führende Rolle bei künstlicher Intelligenz (KI) zu übernehmen, sagte Prof. Jürgen Schmidhuber am Donnerstag beim SZ-Wirtschaftsgipfel Salon. Im Telefónica BASECAMP diskutierte der bekannte KI-Forscher mit Ulrich Schäfer, Wirtschaftsressortleiter der Süddeutschen Zeitung (SZ), und gleich darauf folgte eine zweite Debatte: mit Thorsten Kühlmeyer, Leiter Business Analytics & Artificial Intelligence bei Telefónica Deutschland, und Anna Lukasson-Herzig, Geschäftsführerin des KI-Startups nyris.

Künstliche Intelligenz diene dazu, dem Menschen das Leben zu erleichtern sowie ihn gesünder und leistungsfähiger zu machen, erklärte Schmidhuber. Der wissenschaftliche Direktor des Schweizer KI-Forschungsinstitutes IDSIA hatte schon zu Beginn seiner Forschung in den siebziger Jahren das Ziel, eine Maschine zu schaffen, die durch permanentes Lernen seine eigenen Defizite ausgleicht. „Es wird nur noch wenige Jahrzehnte dauern, bis KI die menschliche Leistungsfähigkeit übersteigt“, prognostizierte der Experte im Telefónica BASECAMP. Intelligente Algorithmen seien oft bessere Problemlöser und eines Tages könne man die Kapazität eines menschlichen Hirns in einem kleinen Gerät bündeln.

Künstliche Intelligenz: Weniger Arbeitslose durch mehr Roboter

Doch die Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt sieht Schmidhuber positiv: „Länder wie Deutschland, Japan oder Südkorea, in denen es viele Roboter pro Einwohner gibt, haben global gesehen die niedrigsten Arbeitslosenzahlen“, sagte er beim SZ-Wirtschaftsgipfel Salon. Im Lauf der Entwicklung seien zwar auch Jobs weggefallen, doch gleichzeitig seien neue Arbeitsplätze entstanden, die diese Veränderungen ausgleichen.

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Ulrich Schäfer (SZ), Anna Lukasson-Herzig, Thorsten Kühlmeyer und Jürgen Schmidhuber. | Foto: Henrik Andree

Zum Beispiel beim Startup nyris, das die Gründerin Anna Lukasson-Herzig im Telefónica BASECAMP vorstellte: Gemeinsam mit ihrem Team nutzt sie künstliche Intelligenz für die visuelle Erkennung von Objekten, damit sich benötigte Ersatzteile beim Maschinenbau einfach mit dem Smartphone identifizieren lassen. Beim SZ-Wirtschaftsgipfel Salon in Berlin ermutigte sie alle KI-Startups, mit der smarten Entwicklung eigener Produkte zu überzeugen. Den Kunden zuzuhören und das eigene Produkt nach ihren Bedürfnisse zu optimieren: Darin sieht sie das Erfolgspotential.

Telefónica Deutschland: Neue Erkenntnisse durch KI

Auch Telefónica Deutschland arbeitet seit drei Jahren mit KI. „Wir vereinfachen Strukturen und Prozesse mithilfe neuer Technologien und schaffen so die Grundlage für Innovationen sowie positive Kundenerlebnisse“, erklärte Thorsten Kühlmeyer. „Künstliche Intelligenz hilft uns, aus Daten komplett neue Erkenntnisse zu gewinnen und daraus kundenorientierte Lösungen zu entwickeln. Wir lesen den Kunden ihre Wünsche sozusagen aus ihren Daten ab.“

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Thorsten Kühlmeyer, Leiter Business Analytics & Artificial Intelligence bei Telefónica Deutschland. | Foto: Henrik Andree

Selbst bei der internen Zusammenarbeit kommt die KI schon zum Einsatz, um beispielsweise Themenexperten fernab der Stellenbeschreibung ausfindig zu machen. Um die neue Technik in Unternehmen zu implementieren, sei eine offene Unternehmenskultur wichtig, die alle Kollegen vom Mehrwert überzeugt, sagte Thorsten Kühlmeyer.

Jürgen Schmidhuber: Mehr PR für KI in Deutschland!

Dabei sind viele KI-Anwendungen gar nicht so neu, zeigte Jürgen Schmidhuber: Es wird seit Jahrzehnten daran gearbeitet, doch erst jetzt wird alles erschwinglich und für Unternehmen nutzbar. Dabei sei wenig bekannt, dass viele KI-Entwicklungen für autonome Autos, Spracherkennung oder Übersetzungsdienste aus Europa oder Deutschland stammen. Es fehle hier vor allem an der richtigen Kommunikation, um sich im internationalen KI-Vergleich behaupten zu können.

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Jürgen Schmidhuber, wissenschaftlicher Direktor des Schweizer KI-Forschungsinstitutes IDSIA. | Foto: Henrik Andree

Deutschland muss sich vor allem in der PR verbessern, um die Akzeptanz für KI zu fördern“, sagte Schmidhuber. Denn grundsätzlich sei kein Ort so gut aufgestellt wie der europäische Raum, um global eine führende Rolle in diesem Bereich zu übernehmen. Viele Marktführer für KI seien in Deutschland und Europa ansässig. „Mit einer intelligenten Industriepolitik und einem verbesserten Investitionsgespür lässt sich KI für die Wirtschaft klug einsetzen sowie Schritt halten mit China oder den USA“, lautete der gemeinsame Appell aller Teilnehmer an der Podiumsdiskussion beim SZ-Wirtschaftsgipfel Salon im Telefónica BASECAMP.

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