Goldene Blogger?: Wie man eigentlich Geld mit seinem Blog verdient

Veröffentlicht am 26.01.2017

Foto: picjumbo / Viktor Hanacek
Am 30. Januar werden im Telefónica BASECAMP wieder die Goldenen Blogger verliehen. Dann entscheidet es sich: Wer sind die wichtigsten Blogger in Deutschland und wer hat sich im vergangenen Jahr bei Instagram, Snapchat oder Twitter den größten Namen gemacht? Doch ist das überhaupt ein Beruf? Und wie verdient man eigentlich Geld damit? Das sind Fragen, die nicht nur Eltern ihrem Nachwuchs stellen, wenn sie von ihren Blogs, Followers, Likes und ihrem Berufswunsch berichten. Wir wollten die Antworten und fragten deshalb die professionellen Blogger Rebecca Randak von FuckLuckyGoHappy und Claudio Rimmele von iHeartBerlin.

Sie arbeiten beide als Content Creator in der Berliner Blogfabrik. Das ist ein spezieller Co-Working-Space, wo die Blogger ihre Arbeitsplätze nicht mit Geld bezahlen, sondern mit ihren Inhalten. Diese veröffentlichen sie in einem gemeinsamen Online-Magazin: dem DailyBreadMag, das der Blog der Blogs für alle Blogfabrikanten ist. Ein Meta-Blog sozusagen. Bei diesem Geschäftsmodell erscheint es fast logisch, dass die Berliner Blogger-Kommune ihren Standort ausgerechnet in Kreuzberg hat.

Berliner Blogger: Von der Boheme zum Beruf

Doch die genauere Betrachtung zeigt schnell, dass Bloggen nicht nur ein Lifestyle für die digitale Boheme ist. Und es muss auch kein Hobby bleiben, auch wenn es meistens so anfängt. Hinter jedem Projekt steckt eine große Menge an Arbeit. Das zeigen auch die Erfahrungen von Rebecca, die bei FuckLuckyGoHappy über spirituellen Lifestyle und Yoga bloggt, sowie von Claudio mit dem Lifestyle-Blog iHeartBerlin. Sie haben ihr Hobby zum Beruf gemacht und erklären uns heute, was dafür nötig ist.

Rebecca, Foto: Jule Müller / im gegenteil
Rebecca, Foto: Jule Müller / im gegenteil

Erzählt doch erst einmal mehr über das Berufsbild des Bloggers. War Euch von vornherein klar, dass ihr mit eurem Blog professionell durchstarten wollt?

Rebecca: Als ich Fuck Lucky Go Happy im Juli 2013 gegründet habe, stand außer Frage, dass ich mit dem Blog auch Geld verdienen wollte. Nur das Wie war noch nicht ganz klar. Anfangs arbeitete ich noch als PR-Beraterin, widmete aber jede freie Sekunde meinem Blog-Baby. Nach gut einem Jahr konnte ich die PR-Jobs an den Nagel hängen. Anfragen für gut bezahlte, journalistische Beiträge trudelten ein, ich unterrichtete mehr Yoga und auch das Blog-Geschäft florierte. Nach etwa zwei Jahren konnte ich von meinem Business leben.

Claudio: Die Gründung von iHeartBerlin liegt bereits zehn Jahre zurück. Damals hatte mein Freund Frank plötzlich Lust auf eine eigene Webseite. Darauf wollte er Freunden einfach zeigen, was Berlin alles zu bieten hat. Nach ein paar Monaten bekam ich auch Lust mitzumachen. Vom Bloggen hatten wir aber nicht wirklich eine Ahnung. Frank war in einer festen Anstellung als Web Developer und ich war mitten in meinem Psychologie-Studium.

Claudio, Foto: Frank Schröder / iHeartBerlin
Claudio, Foto: Frank Schröder / iHeartBerlin

Unser Blog wurde aber dann ziemlich schnell bekannt, wir wurden weiterempfohlen, geteilt und unsere Klickzahlen wuchsen immer mehr. Ich denke, das hat vor allem deshalb funktioniert, weil es zu dem damaligen Zeitpunkt keinen vergleichbaren, zweisprachigen Blog gab. Berlins wachsende Beliebtheit vor allem im Ausland spielte auch eine Rolle. Heute haben wir ein internationales Team, viele Gastautoren und schreiben über Mode, Kunst, Musik, Partys, Reisen, Restaurants und einfach alles rund um Berlin.

Würdest du sagen, ihr hattet Glück, oder braucht es nur das richtige Thema zur richtigen Zeit, um erfolgreicher Blogger zu sein?

Claudio: Wahrscheinlich ein bisschen von beidem. Aber es gibt auch keinen Erfolg von heute auf morgen, das muss jedem klar sein. Die ersten Jahre bedeuten viel Arbeit und wenig Geld. Doch wer mit Elan und Herzblut dabei bleibt, kann am Ende das machen, was einem am meisten Spaß bringt und davon auch gut leben.

Dann mal Butter bei die Fische: Wie verdient man denn als Blogger Geld, damit man davon leben kann?

Rebecca: Es gibt schon mal nicht “die eine” Einnahmequelle, sondern primäre und sekundäre Quellen. Primär sind die Einnahmen, die direkt über den Blog generiert werden, wie zum Beispiel Werbung. Sekundäre Einnahmequellen sind Anfragen, die es ohne den Blog nicht geben würde, die aber direkt nichts mit den Inhalten auf der Seite zu tun haben.

Geld durch Bloggen: Vier Wege der Monetarisierung

Werbung ist also ein klassischer Weg der Finanzierung. Wie genau funktioniert das?

Claudio: Das sind vor allem Banner in der Sidebar, die eindeutig als Werbung gekennzeichnet sind. Kunden zahlen monatlich dafür, dass ihre Produkte oder ihr Shop verlinkt werden.

Rebecca: Ähnlich funktionieren Advertorials. Für Beiträge, die als sponsored gekennzeichnet sind, bekommen wir Geld, wie zum Beispiel für die Ankündigung einer Yogareise in die Wüste mit einem befreundeten Yogalehrer. Für alle Blogs, in denen Produkte eine wirklich große Rolle spielen, ist Affiliate-Marketing allerdings sinnvoller.

Was bedeutet Affiliate Marketing?

Rebecca: Das heißt, dass Blogger ihren Lesern ein bestimmtes Produkt empfehlen. Falls diese es kaufen, wird man mit einem kleinen Teil an den Einnahmen beteiligt. Dabei sollte man aber darauf achten, dass das Produkt zum Blog passt oder etwas ist, das man seinen Freunden ernsthaft empfehlen würde. Nur so bewahrt man seine Glaubwürdigkeit.

Foto: Jule Müller / im gegenteil
Foto: Jule Müller / im gegenteil

Als Blogger schreibt ihr beide dementsprechend viele Texte. Ergeben sich daraus auch externe Jobs, die nur indirekt mit eurem Blog zu tun haben?

Claudio: Auf jeden Fall. Wir haben regelmäßig Kooperationen mit anderen Medien und Publikationen, wo wir Texte und Fotostrecken publizieren.

Und bei dir, Rebecca? Nimmst du auch externe Aufträge an?

Rebecca: Natürlich. Ich schreibe sehr gerne für andere Medien. Ich war zum Beispiel fester Teil des Redaktionsteams der Zeitschrift YOGA DEUTSCHLAND, schrieb für das Online-Lifestyle-Magazin von WYLD und bis heute für das Frauenmagazin FRESHME.

Warum ist es denn für andere Medien so interessant, mit Bloggern zusammen zu arbeiten?

Claudio: Da gibt es mehrere Gründe. Blogger kennen sich auf ihrem Gebiet sehr gut aus und haben eine große Bekanntheit. Das wiederum beeinflusst auch die Verhandlungsposition, weil man ja nicht nur Texte verkauft, sondern auch seine eigene persönliche Marke mit einbringt.

Ihr habt jetzt drei Möglichkeiten genannt, wie man durch einen Blog Geld verdienen kann. Welche Möglichkeiten gibt es jenseits von Online-Aufträgen?

Rebecca: Mein Online-Business ist der größte Katalysator für meine Offline-Arbeit, nämlich das Unterrichten von Yoga. Ehrlich gesagt war ich selbst ganz schön überrascht, wie schnell meine Workshops und Retreats ausgebucht waren. Die beste Werbeplattform für solche Events ist ein Blog mit relevanter Reichweite.

Claudio: Als Blogger mit einer akzeptablen Reichweite bekommt man natürlich auch viele Einladungen oder Anfragen, zum Beispiel Vorträge zu halten oder Firmen hinsichtlich Influencer Marketing zu beraten. Ich bin durch iHeartBerlin in die Blogfabrik gekommen und arbeite dort auch als Creative Director. Ohne das Blog wäre diese Option vielleicht gar nicht zustande gekommen. Dennoch arbeite ich auch weiterhin mit Frank an den besten Empfehlungen in und um Berlin.

Vielen Dank für eure offenen Worte und das interessante Gespräch.

Beste Blogger: Goldene Blogger im Telefónica BASECAMP

In Deutschland soll es mehr als 200.000 aktive Blogs geben und die besten des Jahres werden am 30. Januar im Telefónica BASECAMP mit den Goldenen Bloggern ausgezeichnet. Die wichtigste Preisverleihung für die Szene der Blogger und Influencer in der Bundesrepublik findet zum zweiten Mal bei uns statt. Unter den Hashtags #GoldeneBlogger und #Blogger2016 kann man sie auch live auf Twitter verfolgen. Oder einfach vorbei kommen! Zu der Anmeldung geht es hier.

Alles ist möglich: Blogger ist ein richtiger Beruf

Rebecca und Claudio haben gezeigt, dass Blogger ein richtiger Beruf ist. Aber diese Bezeichnung ist mittlerweile ein Teil von etwas, das sich längst weiterentwickelt hat: Es gibt auch Youtuber, die man meistens als Video-Blogger oder Vlogger bezeichnet. Und es gibt Snapchatter, Instagramer sowie alle möglichen Arten von Fotografen, Schreibern oder Video-Produzenten, die interessante Inhalte schaffen und sie online veröffentlichen.

Zurecht wird darum oft die Frage gestellt, ob das Bloggen vielleicht sogar das Verlagswesen von morgen ist. Eine interessante Perspektive, die wieder neue Geschäfts- und Berufsfelder ermöglicht. Grundsätzlich aber gilt: Wer das Bloggen vom Hobby zum Beruf machen will, hat heute viele Chancen dazu. Man kann sogar gut davon leben, wenn man die richtige Strategie verfolgt.

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