Die neue CEBIT: Auf dem Weg zur North by NorthEast in Hannover?

d!campus - Erlebnis und Emotion unter freiem Himmel, Live-Konzert: Compressorhead
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Veröffentlicht am 14.06.2018

Foto: d!campus – Erlebnis und Emotion unter freiem Himmel, Live-Konzert: Compressorhead | Quelle: Pressefoto Messe Hannover
Fröhlich, laut, bunt und sexy – Eigentlich Attribute die man in den letzten Jahren einer CEBIT nicht  unbedingt zugeschrieben hätte. Das ist in 2018 anders. Die Cebit hat sich neu erfunden. Ob sie wirklich das europäische Gegenstück  zur SXSW (South by SouthWest in Austin) in Form einer „North by NorthEast“ wird, wird sich zeigen.

Man redet immer über Transformation, aber wenn man selbst aktiv wird, werden einem die Knie weich“, sagte Dieter Kempf, Präsident des Bundesverbandes der Industrie. Er prophezeit auch, dass nun verschiedene andere Messen die Neuausrichtung mit Argusaugen verfolgen würden. Das sei ein „mutiger, aber auch notwendiger Schritt“, sagte auch Achim Berg, Präsident des Digitalverbands Bitkom. Ob der Wandel gelinge, werde man jedoch erst in zwei oder drei Jahren wissen.

Alles in allem ein mutiger Schritt der Deutschen Messe, der zu Gelingen scheint. Von humanoiden Robotern über Lufttaxis bis hin zur allabendlichen Dronenshow kann man sich über die neuesten Trends und Themen nicht nur informieren sondern man sie kann selbst erleben. Die Hallen sind gut gefüllt. Die Angst, dass nicht genug Besucher ihren Weg zur neuen CEBIT finden, scheint unbegründet.

CEBIT Showcase: Hello Fresh GO mit Telefónica IoT

Mit innovativen Lösungen rund um das Internet of Things (IoT) und Machine to Machine (M2M) bis hin zu individuellen Produkten aus Mobilfunk und Festnetz präsentiert sich Telefónica auch auf der neuen CEBIT als idealer Partner für zukunftsorientierte Unternehmen.

 

Foto: Nicole Nehaus-LaugDie IoT Smart Center Plattform von Telefónica kommt zum Beispiel bei dem jungen Unternehmen HelloFresh zum Einsatz. Der Anbieter von Kochboxen und Lebensmittelpaketen bietet nun auch Kühlschränke unter dem Namen HelloFreshGo an. Aus ihnen können sich Mitarbeiter eines Unternehmens mit frischen und ökologischen Produkten versorgen und bequem per ID-Karte oder Fingerabdruck bezahlen. Außerdem erlaubt die verwendete Lösung eine automatische Nachbestellung von Lebensmitteln. Bei der nötigen Konnektivität setzt HelloFresh unter anderem auf die IOT Smart Center Plattform als zentrales Verwaltungssystem.

Peter Altmaier: künstliche Intelligenz als Innovationskraft

Mit einer launigen Rede auf der Welcome Night der CEBIT steht der Umgang mit künstlicher Intelligenz für Bundeswirtschaftsminister Altmaier im Vordergrund. Es gibt keinen Grund. Angst davor zu haben, denn künstliche Intelligenz ist künstlich, die menschliche Intelligenz ist aber entscheidend. „Wir werden mehr Menschen brauchen, die vor neuen Technologien keine Angst haben und sie weiterentwickeln“, sagte Altmaier. Aber es ginge nicht nur um die Ausbildung im eigenen Land: Deutschland müsse dafür sorgen, dass auch ausländische Entwickler attraktive Angebote aus Deutschland bekommen und nicht nur darauf hoffen, dass deutsche Talente ins Ausland gezogen würden. „Sonst werden wir diese Auseinandersetzung nicht gewinnen“, sagte Altmaier.

Die CeBIT empfängt ihre Gäste aus aller Welt mit der internationalen „CeBIT Welcome Night“. Montag, 11.06.2018, 18:30 – 23:00 Uhr, Halle 11. Im Bild: Peter Altmaier, MdB, Bundesminister für Wirtschaft und Energie | Quelle: Pressefoto Messe Hannover

Aus seiner Sicht benötigen wir zudem auch einen Ort an dem wir uns darüber austauschen können. Daher steht für ihn eine Zusammenlegung von Hannover Messe und CEBIT auch nicht zur
Diskussion: „Wir reden überall über die größte Herausforderung unserer Generation daher wäre es eine Dummheit sondergleichen, wenn wir die CEBIT als zentralen Ort dafür nicht bewahren.

Jaron Lanier: Löscht Eure Social Media Accounts!

Jaron Lanier machte den Auftakt des ersten Tages. Die Silicon Valley Ikone ist kein Unbekannter auch im Telefónica BASECAMP. Schon in 2015 appellierte er bereits als Digital Mastermind an die Demokratisierung des Internets als Notwendigkeit.

d!talk: Take-off Monday, Der Take-off Monday bietet ein abwechslungsreiches Programm mit Top-Sprechern aus Wirtschaft, Wissenschaft, Zivilgesellschaft und Politik. Im Bild: Jaron Lanier, Wissenschaftler, Autor, Musiker & Künstler | Quelle: Pressefoto Messe Hannover

Zehn Gründe, warum du deine Social-Media-Accounts sofort löschen musst“: So heißt Laniers neuestes Buch. Seit knapp einer Woche ist es auf Deutsch erhältlich. Seine unmissverständliche Botschaft: Facebook und Co. zersetzen unsere Gesellschaft, weil sie uns manipulieren und süchtig machen. Das bringt er auch auf der CEBIT eindrucksvoll zum Ausdruck. Er selber sei in keinem Sozialen Netzwerk vertreten. Alle Accounts bei denen sein Name erscheint, sind Fake Accounts. Er signiert im Anschluss seines Auftritts geduldig seine Bücher, einen Selfie Wunsch eines Besucher lehnt er aber rigoros ab. „Er wüsste schon wo das Foto lande – auf Facebook, Twitter oder Instagram.“

Kunst trifft Tech: Jan Delay macht CEBIT zur Party

Um das selbst auferlegte Festivalflair zu entfachen, haben die Veranstalter dieses Jahr  verschiedene Künstler eingeladen und ein Abendprogramm mit Shows organisiert. Der Auftritt der schwedischen Rockerband Mando Diao am Dienstagabend lockte mehrere tausend Besucher auf den d!campus, dem Herzen der neuen CEBIT.

d!campus – Erlebnis und Emotion unter freiem Himmel. Live-Konzert: Mando Diao | Quelle: Pressefoto Messe Hannover

Nach dem Konzert der Schweden erleuchtete für etwa eine Viertelstunde einen Drohnen-Lichtershow den nächtlichen Himmel über dem Festivalgelände. 300 Drohnen stiegen empor, leuchteten in verschiedenen Farben und formatierten sich zu Gesichtern oder Mandalas. Am Mittwochabend spielte Headliner Jan Delay und löste damit das Versprechen voll eine – die neue CEBIT ist mehr als eine Messe.

Anzug und Krawatte: Oder besser Hoodie und Kickboard?

Es bleibt die Frage wie gut das Konzept bei den traditionellen Ausstellern ankommt, die sich von der CEBIT vor allem gute Geschäftsabschlüsse erhoffen und deren Kunden eher mit Anzug und Krawatte anreisen, statt mit Hoodie und Kickboard. Wenn man vom hippen Festivalgelände in die Messehallen kommt, sieht es meist genauso aus wie immer, von den oft einfallslosen Spannplattenkonstruktionen bis zu den Empfangstresen samt Standpersonal. Die Messe hat den Wandel zum Digitalfestival offenbar schon fast vollzogen, viele der Aussteller wohl noch nicht. Ein weiterer Schritt für das nächste Jahr!

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